Die zweite Jahreskonferenz zur Zukunft des Arbeitsumfelds war ein Erfolg. Der Tag im TECHO Showroom in Prag stand im Zeichen neuer Technologien und Innovationen. Die diesjährige Konferenz konzentrierte sich auf Leben und Arbeiten in Coworking-Umgebungen, ein aktuelles Thema, über das alle reden – in kleinen Startups ebenso wie in internationalen Konzernen.
Dieser Trend wird immer stärker. Dank der technologischen Entwicklungen der letzten Jahre haben die Menschen ihre Haltung zur Arbeit grundsätzlich geändert. Struktur und Organisation von Arbeitsteams ändern sich und es gab eine Umgestaltung der Bürolandschaften. Untersuchungen zeigen, dass bis Ende 2018 1,7 Millionen Menschen weltweit in Coworking-Umgebungen in 19.000 Coworking-Zentren arbeiten werden. Auch in der Tschechischen Republik steigen die Zahlen. Allein in Prag gibt es jetzt Dutzende Coworking-Zentren und in anderen Städten entstehen ebenso neue. Wie spiegelt sich dieser Trend in unseren zukünftigen Büros wider und auf was müssen wir uns vorbereiten?
Coworking in der Tschechischen Republik
Coworking startete in der Tschechischen Republik 2009, etwas später als im Rest Europas und anderswo auf der Welt. In den letzten acht Jahren hat dieser Sektor geboomt, sowohl was die Anzahl der Zentren als auch das Gesamtgebiet angeht.
Heute gibt es in der Tschechischen Republik insgesamt 61 Coworking-Zentren und möglicherweise sind weitere hinzugekommen, seit dieser Text geschrieben wurde (August 2018). Das Phänomen von Kooperation und geteiltem Arbeitsplatz ist auch in andere Städte im Land vorgedrungen: Es steht in direkter Verbindung mit qualifiziertem Personal, Studierendenpopulation und außerdem einem starken IT-Background.
Nach Eröffnung eines Zentrums in Prag öffnete Impact Hub in Brünn das größte Coworking-Zentrum in Europa (3.400 m2). Node5 öffnete 2017 in Ústí nad Labem ein Coworking-Zentrum mit 750 m2. Andere große Player, die eine weitere Expansion anstreben, taxieren den tschechischen Markt. Kurz gesagt: Der Markt verändert sich und wächst dynamisch.
Was können wir in den nächsten Jahren erwarten?
Lenka Šindelářová, Geschäftsentwicklungsleiterin und Leiterin Forschung und Beratung bei BNP Paribas Real Estate sprach auf der Konferenz zu den Aussichten zukünftiger Trends. Laut einer Studie, die das Unternehmen über die Tschechische Republik angefertigt hat, ist zu erwarten, dass die zukünftige Entwicklung ungefähr in folgende drei Richtungen gehen wird.
Was auf der zweiten Jahreskonferenz zu sehen und zu hören war
Unter den Referenten und Mitwirkenden der TechoCon 2018 waren Architekten, Designer und Menschen, die Büroräume schaffen und nutzen. Wir haben außerdem Experten aus Fachgebieten eingeladen, die nicht direkt mit dem Design von Büroflächen in Verbindung stehen: Psychologie, Verhaltensforschung, Analyse von Raum und menschlichem Verhalten.
Hauptreferenten auf der Hauptbühne waren Lubomír Šilhavý, Gründer von WorkLounge, Doug Lowrie, Workplace Advantage Product Manager bei Microsoft und im Abendgespräch Chris Cooley von der amerikanischen Agentur Evelo, die sich mit Coworking befasst. Auch auf der Nebenbühne fand ein umfangreiches Programm statt, das den Miniworkshops einzelner Aussteller gewidmet war.
Coworking. Was erwartet uns?
Lubomír Šilhavý, WorkLounge
Laut dem Gründer von WorkLounge haben sich viele Investoren von den hohen Renditen, die dieser moderne Trend verspricht, überzeugen lassen. Die Umgestaltung von Büro- in Coworking-Flächen eröffnet die Möglichkeit einer Verdreifachung der Rendite. Jedoch sind laut vorliegenden Informationen tatsächlich 60 % aller Coworking-Orte unprofitabel. Šilhavý meint, dass dies an mangelnder Erfahrung mit dem Coworking-Betrieb und dem Fehlen von qualifiziertem Personal liegt. Laut Šilhavý müssen wir uns auf den Markteintritt von Büroketten einstellen, ähnlich wie ab den 1960ern internationale Ketten die Hotelbranche dominierten.
Störungen in Chancen umwandeln
Doug Lowrie, Microsoft
Microsoft macht sich seit langem für von einem festen Arbeitsplatz unabhängiges Arbeiten stark. Dies spiegelt sich auch in ihrem Bürolayout wider, das eines der modernsten im Land ist. Dough Lowrie ist für die rund um den Globus bei der Gestaltung der Büros dieses amerikanischen Softwareunternehmens angewendete Strategie verantwortlich. In seinen Worten gibt es zwei wichtige Aspekte für die Arbeitsumgebung – die Technologie, die die Arbeitsleistung erhöht, aber die Mitarbeiter oft stört, und die Betonung nutzerorientierter Lösungen – eine flexible Arbeitsumgebung und dazugehörige Services und die Verwaltung.
„Beim Entwerfen der Arbeitsumgebung der Zukunft müssen wir ein bestimmtes Maß an Unsicherheit akzeptieren und störende Elemente in Chancen umwandeln,“ sagt Dough, der betont, dass es bei Büros immer notwendig ist, etwas geteilten Raum für verschiedene Situationen beizubehalten.
Das neue Gesicht der globalen Arbeitsumgebung
Chris Cooley, Evelo
Laut Chris Cooley müssen wir Coworking als eine besondere Gemeinschaft von Menschen betrachten, die größere Produktivität und Zusammenarbeit erreichen, indem sie einen perfekt ausgestatteten und flexiblen Arbeitsbereich nutzen. Er fügte hinzu, dass Coworking das Potenzial hat, besser für ein Zugehörigkeitsgefühl zu sorgen. Bei der Einführung von Großraumbüroflächen ist jedoch ein bestimmter Grad an Vorsicht immer ratsam. Man muss nicht jeden Trend mitmachen. Der Büromarkt bewegt sich, so Chris, derzeit von einem „Suiten“-Stil, der auf die Bewahrung des Status abzielt, hin zu einer kundenorientierten Plattform. Dies führt zu größeren Dienstleistungsflächen und der Einrichtung eines funktionalen Arbeitsbereichs, der die Kooperation zwischen einzelnen Mitgliedern maximal unterstützt.
Was wurde in den Podiumsdiskussionen geäußert?
Die Psychologie der Arbeit in den Büros der Zukunft
Was trägt zu einer optimalen Arbeitsumgebung bei und wie kann man die gegensätzlichen Bedürfnisse ihrer Nutzer befriedigen? Dieses Thema wurde von Experten aus verschiedenen Fachrichtungen – z. B. einem Psychologen, einem Architekten und einem Vertreter des Beratungsunternehmens Deloitte – diskutiert. Im Gespräch ging es um die Beziehung zwischen dem Individuum, seinem Team und dem gemeinsamen Arbeitsraum. Die Befriedigung der oft widersprüchlichen Anforderungen und Bedürfnisse ist eine große Aufgabe, der sich heute jedes Unternehmen stellen muss. Hinsichtlich der Bemühungen, die besten Leute anzuwerben, müssen diese Unternehmen wissen, wie sie die individuellen Anforderungen ihrer zukünftigen Mitarbeiter richtig interpretieren. Jeder Unternehmenseigner sollte daher kontinuierlich die folgenden Fragen stellen: Welche Leute brauche ich in meinem Unternehmen? Was beeinflusst sie? Wie kann ich sie anwerben? Was hält sie im Unternehmen? Wie werde ich sie fördern? Die Antworten auf diese Fragen können beim Entwerfen von Büroflächen den Weg weisen.
Diskussionsteilnehmer: Zdeněk Lustig (Deloitte), Rudolf Čihák (IdeaSense), Dalibor Špok (Psychologe und Publizist), Viktorie Souckova (Bogle Architects)
Alle Technik hat nur ein Ziel. Die Menschen.
In relativ kurzer Zeit haben Smartphones unsere Art zu arbeiten fundamental verändert und neue Arbeitsplatzanforderungen geschaffen. Wenn es nach bestimmten Experten geht, werden wir in 20 Jahren Roboter sein. Zunächst nur mental. Menschen werden implantierte Chips haben, die sie smarter machen. Technologie wird eine Schlüsselrolle spielen und die Trends, die wir heute sehen, werden sich beschleunigen. Als ein Beispiel können wir das kürzlich fertiggestellte Projekt Spark in Warschau betrachten. In dem Gebäude konnten zehn verschiedene Systeme integriert werden, vom kontaktlosen Gebäudezutritt bis hin zur Überwachung der Parkplatzauslastung. Wir sehen, dass solche Synergien sehr nützlich sind, wenn sie zur richtigen Zeit und in geeigneter Form kommen. Wie wir von einigen früheren Fällen wissen, sind solche Bemühungen nicht immer erfolgreich. Die Technik bietet in erster Linie Unterstützung an. Es liegt an den Menschen, ob sie diese annehmen und damit zurechtkommen.
Diskussionsteilnehmer: Josef Šachta (Sharry Europe), Lukáš Balík (Spaceflow), Jiří Šimonek (DAP Services), Roel Geenen (Veldhoen + Company), Bert Hesselink (CBRE)
Welche neuen Organisationsformen kommen mit dem Coworking?
Das Teilen von Wissen ist einer der wichtigsten Vorteile des Coworking. Teilen ist eine wichtige Bedingung für Innovation und Fortschritt. Coworking führt zu einer angenehmeren Umgebung, in der Zusammenarbeit und neue Ideen gedeihen. Ein erfolgreiches Beispiel ist Bogle Architects, wo alle Architekten ihre eigenen Arbeitsbereiche haben, der konzeptionelle Teil des Planungsprozesses aber an einem Tisch stattfindet, an dem die Architekten zusammenarbeiten. Hat Coworking auch Schattenseiten? Wie in der Podiumsdiskussion erwähnt gibt es fast keine Nachteile, wenn der Arbeitsbereich richtig eingerichtet ist und eine gute Vision hat. Jedem Projekt sollte eine sorgfältige Analyse vorangehen – Marktpositionierung, Arbeit mit der Gemeinschaft, Anteil an Privatsphäre, Auswahl des Standorts etc.
Diskussionsteilnehmer: Carsten Svensson (Ecophon), Ian Bogle (Bogle Architects), Billy Rue (Evelo), Martina Huitfeldt (Notino), Jan Musil (LIKO-S)
Möchten Sie mehr wissen?
Besuchen Sie für weitere Informationen die Website der Konferenz.
Techocon website